Kochen mit Freunden
mannehmeeinepriseleichtigkeitundviel
geduldvorallemkeineerwartungshaltungein
dannlangsamvermischenmitfrischemlachen
undvertrauennichtvergessenhinzuzufügen
dasganzeanschließendgutrührenmitgefühllocker
ausdemarmherausohnezuverkrampfen
würzenmitgutemgeschmacküberdenman
sichstundenlangstreitetbisdassergarist
ruhigheisserservierenalsesgekochtwird
dennlauwarmistdasschlimmste
wasunspassierenkann
Ostergedicht
den nagel im kreuz auf den kopf getroffen
die lanze gebrochen für ein flatterndes herz
noch heute zusammen im paradies
und morgen schon in der hölle
auferstehung soll stattfinden
doch einer zeigt auf den andern: du nicht
die zähne zusammengebissen im essigschwamm
sitzt ein engel einsam im bunker
missionare schwärmen hinaus in die welt
die finger blutig von druckfrischen dogmen
und dem kampf um die wahrheit
die unbefleckte empfängnis wird pflicht
in den erbarmungslosen ländern gottes
im dröhnen der bässe
metzeln sich irre helden zu falschen legenden
sanft bläst der wind die feuer aus
rauch beißt aus den haufen aus scheitern
es ist zeit zum holzsammeln, freunde
Pumanekdote
in der bar lafuma
saß ein alter puma
und stank
alle im lafuma
wussten dieser puma
war krank
dann vor ein paar wochen
stinkbesoffen
hat er einen arzt
getroffen
der hat so zu ihm gesprochen:
in ihrem alter heißt es: trinken!
dann hören sie auch auf zu stinken
in der bar lafuma
sitzt seitdem ein alter puma
und trinkt und trinkt und trinkt
dass es zum himmel stinkt
Ode an einen alten Fußball
zerzaust
liegt er hinten im gebüsch
halb hat er noch luft
es reicht für die erinnerung
tausendmal getreten
tausendmal gestoppt
mit fuß und brust
tausendmal geflankt
von links von rechts
halbhoch oder banane
hauptsache rein
auf den freien mann
oder als steilpass
in die schnittstelle
weitergeleitet mit dem kopf
mit der hacke
geschlenzt geschnibbelt
geschnitten gedribbelt
außenrist innenrist
vollspann und volley
oder ganz raffiniert
oben ins eck
tausend tore
tausend jubel
zerzaust
liegt er hinten im gebüsch
halb hat er noch luft
es reicht für die erinnerung
an seine große zeit
im hinterhof
Das Schweigen der Lämmer
es war einmal eine herde lämmer – gut behütet von einem schäferhund.
eines tages war ein wolf unter den lämmern.
„ich tu nichts!“, schrie der wolf.
„der tut nichts“, schwiegen die lämmer.
dann waren mehr wölfe unter den lämmern.
„wir tun nichts!“, schrien die wölfe.
„die tun nichts“, schwiegen die lämmer.
dann wurde ein lamm gebissen.
„wir warn’s nicht!“, schrien die wölfe.
„da war nichts“, schwiegen die lämmer.
dann wurde ein lamm gerissen.
„wir warn’s nicht!“, schrien die wölfe.
„da war nichts“, schwiegen die lämmer.
dann, eines tages, war der schäferhund verschwunden.
„wir warn’s nicht!“, schrien die wölfe.
„da war nichts“, schwiegen die lämmer.
dann schrien die wölfe.
dann schwiegen die lämmer.
An der Straße von Gibraltar
an der straße von gibraltar
schaut man nicht rechts nicht links
um zu überqueren
blickt man zurück auf die hunde
die lechzen
sieht man hinauf zum stacheldraht
der blut geleckt
starrt man hinüber nach europa
das noch in afrika liegt
an der straße von gibraltar
gibt es keine ampeln
keine zebrastreifen
vorfahrt hat der schnellere
der frechere der clevere
es gibt keine regeln
außer denen die man bricht
kein recht außer dem
des stärkeren
an der straße von gibraltar
haben viele kaum eine chance
und die meisten keine
es herrscht schiffsverkehr
aus tankern frachtern und kreuzfahrtschiffen
dazwischen die seelenverkäufer
aus schrott altholz und verrottendem gummi
an die sich so viele klammern
vor allem die hoffnungen
an der straße von gibraltar
schaut man nicht rechts nicht links
der blick geht richtung norden
kompassnadel für eine besseres leben
für arbeit wohlstand sicherheit
man schreit laut:
und wir?
und europa schreit stumm zurück
nein!