End of the Night

le feu s‘est éteint dans la cheminée
à travers la fumée ton visage
calme comme le lac dans la matinée
impénétrable, sans âge.

les cendres rougissent sous les souvenirs de la nuit
une main en bois se tend vers nous
sur le toit j‘entends le murmure de la pluie
et du côté du jardin les cris des fous.

par une fenêtre voilée une lune noire nous regarde
ses ombres sont blanches comme le linge de ta peau
le jeu est fini, nous n‘avons plus de cartes
mais les larmes de tes yeux me disent: l‘avenir sera beau

peut-être.


Diktatorenkarussel

da geht einer hin
holt killer aus fernen ländern
damit sie das volk ermorden
welches
ihn nicht mehr will
da geht einer hin
faselt eine stunde vor kameras
während um ihn herum
sein regime
in trümmer fällt
da geht einer hin
lästert die welt
verhöhnt die menschen
und schreit
seine wut
durchs telefon
da geht einer hin
und schickt
panzer kanonen soldaten
gegen menschen
und menschenmassen
da geht einer hin
macht, was er will
und die welt lässt ihn
weil es sich
für sie lohnt
da geht einer hin
und will nicht gehen
will bleiben und weiter so tun
als sei alles gut
im bösen
da geht einer hin
und versteht nicht
dass es vorbei ist
es lief doch so gut
all die jahre
da geht einer hin
und lacht sich halb tot
über die maßnahmen
die andere ergreifen
wollen werden vielleicht
da geht einer hin
plant massaker
im plural an vielen
als mittel zum zweck
zum mord
da geht einer hin
und sagt alle sind glücklich
und haben mich lieb
alle anderen gibt’s nicht
und wenn doch
nicht mehr lange
da geht einer hin
und macht jagd
auf die nicht folgen wollen
bedingungslos gnadenlos
skrupellos

da geht einer hin
wie lange noch?

 

 

 


Die Fänger im Müll

das alte rad voller plastiktüten

der gepäckträger mit gemüsekiste

zur schatztruhe umfunktioniert

der blick meist gesenkt

und hineinversenkt

in die endlager des wohlstands

handschuhe über frostroten händen

müll ist nicht ungefährlich

ein stock zum wühlen zum stochern

zum angeln nach glück

jeden tag unterwegs

entlang der container

landmarken der moderne

die armee von ganz unten

das mobile einsatzkommando

im dienst ihrer majestät

der chancengleichheit

 

abends die doku im dritten

menschen im müll von manila

entsetzen empörung

ogottogott

und morgen wieder der blick

auf die fänger im müll

igittegitt

 

 

 


Bispebjerghjemme

es steht ein haus in kopenhagen
dorthin kommen menschen
um zu gehen
menschen, die nicht mehr können nicht mehr wollen
die hier noch einmal alles dürfen
dürfen

in diesem haus in kopenhagen
gibt es jene, die die menschen kommen sehn und gehen
und zwischen all dem kommen und dem gehen
sind jene einfach da
jeden tag und jede nacht
nacht für nacht und tag für tag

dieses haus in kopenhagen
ist für viele das letzte dieser welt
denn es steht auf jener grenze
über die wir alle einmal müssen
und ein jeder hat von anfang an
sein visum für das land danach

es gibt ein haus in kopenhagen
das wird nicht leer und leert sich doch
denn immer wieder zieht der tod neu ein
und seine miete zahlt das leben
für ein leben bis zum tod
und für liebe bis zum ende allen lebens

(für Uschi Lingnau, die in diesem Sterbehospiz in Kopenhagen dafür sorgte, dass die Menschen im Tod ihre Würde behalten)

 

 

 

 


A l‘autre bout de ton regard

à l‘autre bout de ton regard
il y a le mensonge qui ricane
pendant que la vérité se cache
honteusement derrière tes yeux

à l‘autre bout de ton regard
la réalité s‘incline devant la menace du prodige
pendant qu‘une petite fille nue
accouche douloureusement d‘un matin

à l‘autre bout de ton regard
l‘amour se dresse comme un fanal enchanteur
qui annonce au monde
l‘infortune du chevalier aux yeux percés

qui erre dans mon coeur


Blauer Eimer Brechdurchfall

klo sitzen grad noch geschafft
unten raus oben raus
ofen aus
den blauen eimer umklammert
den blauen helfer
durch tage und nächte
was wäre der mensch
ohne den eimer
der ihn begleitet
der blau die wache hält
neben dem bett
und zuflucht bietet
wenn wieder einmal
alles außer kontrolle gerät

zehn liter füllmenge
ein versprechen
auf bessere zeiten